„Über 500 Jahre Erfahrung in der Übermittlung von Nachrichten“ – damit wirbt die Deutsche Post für den neuen Messenger SIMSme. Der soll in Zukunft WhatsApp und Co. das Leben schwer machen und bietet dafür auch einige durchaus schlagkräftige Argumente. Wie sich die App in der Praxis schlägt, verrät euch unser Test.

SIMSme

SIMSme will die neue, sichere Messenger-Alternative der Post sein. (Bild: SIMSme / Deutsche Post)

Eines gleich vorneweg: Mit SIMSme gab es direkt nach dem Start der App massive Probleme – Abstürze, Fehlermeldungen, Probleme bei der Anmeldung. Die Post erklärt auf der SIMSme-Website, dass man vom großen Ansturm überrascht wurde und entschuldigt sich für die Unannehmlichkeiten. Inzwischen scheint die App jedoch reibungslos zu funktionieren, zumindest konnte ich im Test keine Probleme feststellen, lediglich wenn ich die Kontakte aktualisieren wollte ist die App zweimal abgestürzt, sonst nie.

Pluspunkte für Sicherheit

SIMSme will vor allen Dingen beim Thema Sicherheit punkten. Das ist auch gut so, denn genau da liegt ja bei WhatsApp der Hund begraben und genau dieses Thema hat viele Nutzer auch dazu bewogen, WhatsApp nicht mehr zu nutzen und sich eine Alternative zu suchen. Bei SIMSme werden Nachrichten verschlüsselt gesendet und können nur beim Empfänger wieder entschlüsselt werden. Außerdem stehen die Server, über die die Nachrichten gesendet werden allesamt in Deutschland, womit auch die deutschen Gesetze zum Datenschutz gelten. Sobald eine Nachricht beim Empfänger angekommen ist, wird sie dann auch wieder vom Server gelöscht, verspricht die Deutsche Post.


Schnelle Einrichtung

Nach dem Download und der Installtion der 8,4 MB großen (kleinen) Datei muss man sich zunächst registrieren. Dazu benötigt die App allerdings nur die Mobilfunk-Nummer, denn per SMS wird ein Bestätigungscode zur Verifizierung gesendet. Außerdem muss man beim Einrichten der App ein Passwort vergeben. Dabei kann man selbst festlegen, ob das Passwort bei jedem Start der App eingegeben werden muss oder nicht. SIMSme sucht dann noch nach Kontakten, die auf dem Telefon gespeichert und ebenfalls bei SIMSme registriert sind und dann ist die Einrichtung auch schon abgeschlossen. Ach ja, einen Nutzernamen vergeben muss man noch, optional kann man ein Profilbild festlegen, was man aber auch später noch tun kann. Wenn man jetzt schon Kontakte hat, die ebenfalls bei SIMSme sind, dann kann man bereits loschatten – im Test hat die Einrichtung inklusive Eingabe des Bestätigungscodes keine fünf Minunten gedauert.

Alles, außer Sprachnachrichten

Neben den klassischen Kurznachrichten kann man via SIMSme auch Bilder, Videos, Kontakte oder den eigenen Standort verschicken. Einzig bei Sprachnachrichten schaut man in die Röhre – aber es wäre immerhin denkbar, dass diese Funktion noch irgendwann nachgereicht wird. Optional können alle Nachrichten auch mit einer Selbstzerstörungsfunktion versendet werden. Dabei gibt man einfach die Nachricht ein und statt auf das Symbol für „Senden“ auf der rechten Seite zu klicken, klickt man links auf das Bomben-Symbol. Nun hat man die Wahl, ob die Nachricht innerhalb von 1 bis 60 Sekunden sich selbst zerstören soll oder man gibt ein Datum nebst Uhrzeit ein, wann sich die Nachricht in Luft auflösen soll. Die erste Million Nutzer bekommt die Selbstzerstörungsfunktion kostenlos, ansonsten zahlt man fürs Freischalten 0,89 Euro, was immer noch überschaubar ist.

Weitgehend einfache Bedienung

Über die Optik der SIMSme App kann man sich streiten, das ist ja immer auch Geschmackssache. Mir persönlich hat der einfache, schlichte Look ganz gut gefallen, allerdings kann er zumindest unter Android nicht personalisiert werden (eigene Hintergründe, z.B.). Dem Nutzen und der Funktionalität der App tut das keinen Abbruch. Auch Smilies muss man von Hand eingeben, was im Prinzip die App auch nicht wirklich schlechter macht, manch ein Nutzer könnte das aber durchaus vermissen. Was die Bedienung angeht, so ist SIMSme recht intuitiv gehalten und man findet sich schnell damit zurecht. Lediglich das Versenden von Fotos, Videos etc. ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich, dazu muss man einfach innerhalb einer Nachricht auf das +-Zeichen klicken – auch einfach, aber eben nur, wenn man’s weiß.

Fazit: viel Potential, wenig Chancen

SIMSme ist mit Sicherheit eine gute Alternative zu anderen Messengern, sei es nun WhatsApp, der Facebook Messenger oder andere Apps dieser Art. Vor allem die Tatsache, dass die Server in Deutschland stehen und somit deutsche Gesetze in Sachen Datenschutz zur Anwendung kommen, kann überzeugen. Die Bedienung ist recht einfach, wenngleich WhatsApp und Co. das auch sind. Im Test lief die App weitgehend stabil, ich gehe einfach mal davon aus, dass die seltenen Abstürze noch behoben werden oder tatsächlich an den möglicherweise immer noch leicht überlasteten Servern liegen. Lediglich die Möglichkeit, Sprachnachrichten zu versenden fehlt noch, allerdings stellt sich die Frage, wie viele Leute das bei anderen Messengern tatsächlich nutzen.

Doch auch wenn SIMSme durchaus Potential hat, ich glaube nicht, dass sie Chancen darauf hat, ganz nach oben zu kommen. Denn das größte Manko derzeit liegt nicht an der App selbst sondern an den Nutzern – die fehlen schlicht noch. Nun ist die App noch keine Woche alt und das kann sich noch ändern, zumal man Kontakte relativ leicht einladen kann – per via SMS oder E-Mail oder wenn man sich direkt gegenübersteht kann man Kontaktdaten via Barcode austauschen. Die Erfahrung zeigt aber ein anderes Bild: Nach der Übernahme von WhatsApp durch Facebook waren zwar viele empört und einige Nutzer stiegen auch tatsächlich auf Alternativen um, allerdings war auch hier schon das Problem die fehlende Nutzerbasis. Wenn ich jetzt mal von mir ausgehe, ich müsste mit mindestens drei verschiedenen Messengern arbeiten oder eben einfach wieder herkömmliche SMS schreiben, wenn ich auf WhatsApp verzichten würde. Und das ist mir ehrlich gesagt zu umständlich.

Bewertung SIMSme:

Funktionen – 7
Bedienung – 7
Stabilität – 6
Optik – 6
Nützlichkeit / Zweck erfüllt – 8
Preis-Leistungs-Verhältnis – 9
persönlicher Eindruck – 8
Gesamtpunktzahl: 51 von 70

Pro: Server stehen in Deutschland → deutsche Datenschutz-Gesetze greifen, Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, kostenlos;

Contra: keine Sprachnachrichten, keine Smilies, zu wenig Nutzer;

Für wen geeignet: Für alle, die Wert auf sichere Kommunikation legen und denen der Serverstandort Deutschland wichtig ist; für diejenigen, die es schaffen, ihre Kontakte vom neuen Messenger zu überzeugen; für die, die einen Messenger ohne viel Schnick-Schnack möchten;

Alternativen: Threema, Telegram

Zur Bewertung: Jedes o.g. Kriterium bekommt Punkte von 0 bis 10 → Gesamtpunktzahl, max 70 möglich

Anhand der vergebenen Punkte kann jeder Nutzer noch selbst entscheiden, wie er diese gewichten möchte und so eine bessere Entscheidung treffen.